Das Tauchen im Grünen See (Tragöß, Österreich) wurde lange Zeit als absoluter Geheimtipp behandelt. Wenige Taucher wussten von diesem See, der meist nur im Mai und Juni zu betauchen war, zur übrigen Zeit war der Wasserspiegel einfach zu niedrig. Doch dann, wenn der Schnee der umliegenden Berge schmilzt, steigt der Wasserstand auf bis zu 9 Meter, und was sonst Wanderwege sind, wird vom glasklaren, bitterkalten Wasser überspült.
Als taucherisches Highlight sind neben der ehemals unsagbar guten Sicht die Bank und Brücke bekannt, welche vollständig überflutet werden. Wäre es nicht so kalt, könnte man meinen man taucht im Meer.
Doch im Oktober 2015 kam es zu einem für Taucher erschreckenden Entschluss:
Liebe Taucher!
Hiermit möchten wir Sie darüber informieren, dass das Tauchen im Grünen See aus naturschutzrechtlichen Gründen in Zukunft nicht mehr möglich sein wird.
Die Entscheidung erfolgte aus folgenden Gründen:
„Nach genauer Prüfung der verschiedenen Fachgutachten und gesetzlichen Bestimmungen betreffend Natur- und Landschaftsschutz
ist die Eigentümerin des Grünen Sees, für alle Gesetzesverstöße und der sich daraus ergebenden Schäden alleine verantwortlich.
Als gesichert gilt, dass die Aufwirbelungen des Seebodens durch den Tauchbetrieb verursacht werden, und sich nach einiger Zeit
ein Sandbelag über dem Seegrund festigt und die leuchtende Farbe des Sees verloren gehen wird. Auch wird der dadurch geförderte Pflanzenbewuchs gefährlich.Die bisher geduldeten Seenutzungen wie schwimmen, Boote, Luftmatratzen oder Hunde tragen zu einer Verunreinigung
dieses sensiblen Gewässers bei. Auch das muss unterbunden werden.“
Wir hoffen auf Ihr Verständnis und verbleibenmit freundlichen Grüßen,
Tourismusverband Tragöß – Grüner See
Wie konnte es hierzu kommen?
In den letzten Jahren war dieser See in so ziemlich jedem Tauchmagazin als Top-Spot, auch die neuen Medien wie Facebook & Co brachten den See auf den Radar eines jeden Tauchers.
Die Anzahl der Taucher nahm drastisch zu, teilweise parkten über hundert Fahrzeuge auf der Zufahrtsstraße, alle wollten dort tauchen. Auch kamen durch die Masse leider sehr viele Taucher welche nicht tarieren konnten und die klare Sicht des so bekannten Sees ging verloren. Schnuppertauchen im Grünen See soll angeboten worden sein, Tauchkurse wurden dort durchgeführt. Von oben auf den See geblickt sah man nur noch Blasen, unter Wasser war von der berühmten Klarheit nichts mehr zu sehen.
Letztendlich darf man sich als Taucher nicht über diese Entscheidung wundern, auch wenn es durchaus ärgerlich für alle ist.
Als Ausweichtauchplatz bietet sich in dieser Ecke Österreichs aber immer noch der Grüblsee an, welcher unserer Meinung nach der interessantere Tauchplatz ist – und auch kulinarisch das Tauchen in den Hintergrund stellt.
Letztendlich bleibt der Appell an alle Ausbilder: Bitte bringt Euren Tauchschülern nicht nur das Überleben bei, sondern zeigt wie man richtig im Wasser liegt und Flossen vernünftig einsetzt. Eventuell bleiben uns dann weitere Tauchverbote erspart.