Die Taucherkessel von Löbejün liegen ca. 15km nördlich von Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) unmittelbar an der A14, Ausfahrt Löbejün.
Die drei Kessel sind durch den Abbau von Porphyr entstanden, ein Gestein, dass in der Umgebung der Stadt Halle seit fast 500 Jahren zur Fassadengestaltung, als Bruch- und Mauerstein sowie zum Pflastern von Straßen und Plätzen eingesetzt wird. Viele Häuser in Löbejün sind mit diesen Steinen gebaut und es gibt auch kaum einen Friedhof in der
Umgebung, der keine Porphyr Grabsteine aufweist.
Die Steinbrüche waren bis Ende des Zweiten Weltkriegs in Privatbesitz und sind dann in ein Kombinat bzw. eine Gesellschaft übergegangen. Auf dem Gelände der Tauchkessel steht auch heute noch ein Betonsilo oberhalb des Kessel 1, wo während des Abbaus der Schotter gebunkert und mit Hilfe von Kipploren auf einem Schienensystem zur Verladerampe transportiert wurde. Über das Schienensystem fährt man heute noch bei der Anfahrt zum Parkplatz des Tauchkessels und auch einige der Kipploren sind noch in den Kesseln zu sehen.
In direkter Nachbarschaft zu den drei Tauchkesseln wird auch heute noch weiter Porphyr abgebaut.
Seit 2007 hat Klaus Diersch die drei Kessel, die sich nach Ende des Abbaus mit Grund- und Regenwasser gefüllt haben, von der Betreibergesellschaft gepachtet und sie für Taucher zugänglich gemacht. Die sehr klare Sicht macht sie zu einem der schönsten Tauchgewässer in Deutschland und ist für die Region touristisch sehr wertvoll, da auch aus den Nachbarländern wie Tschechien viele Taucher hierher kommen.
Am Kessel 1, der mit einer Ausdehnung von 80 x 140m und einer Maximaltiefe von 16 m der größte der drei Kessel ist, befindet sich der große Parkplatz, Toilettenwagen, sowie die Anmeldung und eine Füllstation. Kessel 1 hat eine Metalltreppe als Eingangsbereich, die allerdings seit Sommer 2018 nicht mehr genutzt werden konnte, da der Wasserspiegel zu stark abgesunken ist. Als Ein- und Ausstieg diente der ehemalige Ausstieg, welcher rechts von der nicht mehr nutzbaren Einstiegsstelle im Flachbereich des Kessels liegt. Im Kessel selbst findet man ein Pumpenhaus, ein kleines Motorsportboot, Relikte aus den Abbauzeiten und viel Fisch, unter anderem Karpfen, Hechte, Flussbarsche und auch einige Krebse.
Besonders zu erwähnen sind hier die doch recht zahmen Störe, die von Klaus Diersch in den Kessel eingesetzt wurden und sich sehr an die Taucher gewöhnt haben. Zur Freude der Unterwasserfotografen kommen die Störe sehr dicht ran, anfassen ist aber selbstverständlich verboten. Die Störe nehmen das allerdings nicht so genau und stoßen schon Mal mit ihren Schnauzen an Masken und Kameras an.
Kessel 2 ist mit einer Ausdehnung von 80 x 100m der zweitgrößte Kessel, liegt oberhalb von Kessel 1 und ist über die Zufahrt neben Kessel 1 zu erreichen. Der Ein- und Ausstieg ist hier etwas mühsam, da es keine Treppe gibt, sondern lediglich einen recht steilen Trampelpfad mit einem Seil zum Festhalten. Aus diesem Grund ist es mit Sicherheit der am wenigsten betauchte Kessel. Im August dieses Jahres gab es zum wiederholten Mal ein Krantauch-Event, an dem die Taucher mit Hilfe eines Krans in den Kessel und aus dem Kessel gehoben wurden.
Der dritte Taucherkessel ist mit einer Ausdehnung von 60 x 80m und einer Maximaltiefe von 15m der Kleinste und liegt ebenfalls oberhalb von Kessel 1. Hier ist der Einstieg etwas leichter als in Kessel 2, allerdings muss man auch hier über einen Trampelpfad hinunter in den Kessel steigen. Im Kessel erwarten die Taucher einige Kipploren, sowie Reste des Schienensystems inklusive eines Drehkreuzes und links vom Einstieg ebenfalls ein betauchbares Pumpenhäuschen. In Kessel 3 finden sich Hechte, Flussbarsche und sehr viele Krebse.
Im Sommer 2019 wurde bekannt, dass der Pachtvertrag für die Kessel 1 und 2 von der Betreibergesellschaft der Steinbrüche nicht verlängert wurde, da befürchtet wird, dass das Heranrücken der aktuellen Abbaugebiete und die damit verbundenen Sprengungen zu Schwierigkeiten im Tauchbetrieb führen könnten. Klaus Diersch und seine Lebensgefährtin haben mittels einer Petition versucht, die Betreibergesellschaft umzustimmen, allerdings hatte dies leider keinen Erfolg. So endet der Pachtvertrag zum 31.12.2019 und der Tauchbetrieb in den beiden Kesseln muss eingestellt werden. Die Tauchbasis wird zurück gebaut werden, die Fische umgesiedelt und der Tauchbetrieb in Kessel 3, der Klaus Diersch gehört, ab April 2020 fortgeführt. Es wird eine Begrenzung der Taucheranzahl und eine neue Infrastruktur geben, um einen Teil dieser schönen Gewässer weiter für Taucher zugänglich zu halten.
Anfahrt: Von der A 14 kommend Abfahrt Löbejün nehmen, der Landstraße folgen und den zweiten Feldweg rechts nehmen, auf der Schotterstraße langsam weiter bis zum Parkplatz.
Tauchbasis: www.taucherkessel.com